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Schwanger dank künstlicher Befruchtung – ein Erfahrungsbericht

Hannah (32) und Jens (40) wohnen in Düsseldorf. Sie sind seit drei Jahren verheiratet, haben ein Haus und gute Jobs, die sie ausfüllen. Bisher verlief alles nach Plan, nur mit einem Kind klappte es nicht. Nachdem zwei Jahre lang „nichts passiert“ ist, beschlossen sie, es in einer Kinderwunschklinik zu versuchen. Was es für sie bedeutet, sich „ein Kind gekauft zu haben“ (wie es Jens zeitweise vorkam), das erzählen sie uns in einem Café in der Düsseldorfer Innenstadt.

Wir treffen Hannah und Jens an einem frostigen Winternachmittag. Sie sehen beide glücklich aus, Hannah ist im sechsten Monat schwanger und streichelt liebevoll ihren Bauch. Doch der Weg bis zu diesem glücklichen Moment war emotional sehr belastend.

Erstes Beratungsgepräch und Insemination (Spermieninjektion)

„Im Oktober 2015 nahmen wir zum ersten Mal einen Beratungstermin in einer Kinderwunschklinik wahr.“, beginnt Hannah zu erzählen. „Wir haben uns zur sogenannten Insemination informiert, bei der medizinisch aufbereitete Spermien in die Gebärmutter der Frau übertragen werden.“ Nach diesem Termin war Hannah und Jens klar, dass sie diese Methode ausprobieren würden und ließen die entsprechenden Untersuchungen und Tests durchführen. Die Nachfrage bei der Krankenkasse ergab, dass die Kosten durch Hannahs gesetzliche Versicherung für drei Versuche mehrheitlich übernommen werden und dass eine Zuzahlung von € 300 pro Versuch notwendig ist.

„Anfang 2016 begann ich dann mit der für die Insemination notwendigen Hormontherapie, um die Eizellen zur Reifung anzuregen.“, erzählt Hannah weiter. „Die Hormone waren verhältnismäßig schwach dosiert und ich habe sie gut vertragen. Jens durfte seinen ’Beitrag’ zu Hause leisten und musste das Ergebnis nur fristgerecht zur Aufbereitung in der Kinderwunschklinik abgeben. Ende Februar fand der erste Befruchtungsversuch statt, im April der Zweite und im Juni der Dritte.“ Keine Insemination brachte den gewünschten Erfolg. „Das Warten war das Schlimmste für uns.“, berichtet Jens. „Nach jedem Versuch mussten wir zwei Wochen lang warten, bis der Bluttest gemacht werden konnte, der zeigt, ob die Befruchtung geklappt hat. Hannah hat es jedes Mal nicht bis zum Feierabend ausgehalten, sondern während der Arbeitszeit in der Klinik angerufen, um das Ergebnis zu erfragen. Und ist nach jeder negativen Antwort in ein emotionales Loch gefallen. Das war sehr belastend.“

Zweites Beratungsgespräch und ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion)

Anfang Juli 2016 nahm das Paar einen zweiten Beratungstermin in der Kinderwunschklinik wahr, da bei der Aufbereitung der Samenzellen für die Insemination festgestellt worden wahr, dass zwar genügend Samenzellen vorhanden waren, jedoch zu wenige in „A-Qualität“ und zu viele in „B-Qualität“. Damit sanken die Chancen für eine erfolgreiche Insemination rapide. Hannah erklärt: „Wir wollten auch nicht unendlich herumprobieren. Diese ständigen Arzttermine, die Wartephasen, selbst die 15 Minuten, die ich jedes Mal unbekleidet alleine in einem Raum auf den Arzt warten musste, haben stark an meinen Nerven gezerrt.“

„Das zweite Beratungsgespräch war der Horror für uns.“, berichtet Jens. „Es war eine reine Kosten-Nutzen-Nebenwirkungs-Aufstellung für verschiedene Methoden, mit denen wir weiter machen konnten. Jegliche Emotionalität oder Romantik zum Thema Kinderkriegen blieb außen vor. Es wurde uns klar, dass wir es hier mit einem Wirtschaftsunternehmen zu tun haben, bei dem wir eine Dienstleitung kaufen. Ein Produkt. Eine Ware. Aber wir sprachen doch über unser Kind! Wir haben Wochen gebraucht, um uns von diesem Termin zu erholen.“

Hannah schießen Tränen in die Augen und wir machen eine Pause. Bestellen Kuchen und neue Getränke. Unterhalten uns über die Schwangerschaft, die sich unkompliziert anfühlt und Hannah von jeglichen Beschwerden verschont. Wie zum Trost für all die Strapazen.

Als wir weiter reden, erklärt uns Hannah, dass die Methoden IVF (Zusammenführung der Ei- und Samenzellen im Reagenzglas) und ICSI (eine einzelne Samenzelle wird direkt in die Eizelle injiziert) für sie in Frage kamen. Sie entschieden sich für die ICSI-Behandlung, da sie als erfolgversprechender eingestuft wurde. Die private Krankenversicherung von Jens sagte die Kostenübernahme zu. Hannah berichtet: „Anfangs habe ich mir gar nicht so bewusst gemacht, was ich meinem Körper da antue. Ich musste mir fünf Tage lang täglich hochdosierte Hormone spritzen und fünf weitere Tage eine zweite, zusätzliche Spritze, um einen vorzeitigen Eisprung zu verhindern. Ziel war es, dass sich statt der üblichen ein bis zwei Eizellen, zehn bis 18 Stück ausbilden. Es war eine Tortur. Obwohl ich überhaupt kein Problem damit habe, mir selbst Spritzen zu setzen, war es furchtbar anstrengend. Mal ging die Schutzkappe nicht ab und ich habe die Nadel verbogen, dann hat das Mischen der Präparate nicht richtig geklappt und ab zwei Tagen vor dem geplanten Eingriff konnte ich kaum noch laufen. Mein Bauch war angespannt und hat bei der kleinsten Bewegung höllisch weh getan.“

„Und zwischendurch musste Hannah immer wieder zum Ultraschall, um zu prüfen, ob die Hormone überhaupt anschlagen.“, ergänzt Jens. „Schlussendlich konnten Hannah jedoch zwölf reife Eizellen unter Vollnarkose entnommen werden und wir waren fürs erste extrem erleichtert.“

Kurz darauf begann für Hannah und Jens eine weitere, sehr nervenaufreibende Periode mit fast täglichen Anrufen zum Entwicklungsstand in der Klinik. Die Eizellen wurden befruchtet, acht Stück entwickelten sich sehr gut, so dass letztendlich zwei Eizellen zum Einsetzen in die Gebärmutter vorbereitet und drei Stück für spätere Versuche eingefroren werden konnten.

„Nachdem ich diese Informationen hatte, ging es mir besser.“, sagt Hannah. „Mein selbsternanntes Etappenziel war erreicht, befruchtete Eizellen waren vorhanden. Der nächste Behandlungstermin wurde für einen Mittwoch im August 2016 angesetzt und ich durfte die kleinen Zellhäufchen unter dem Mikroskop ansehen, bevor sie mir direkt in die Gebärmutter eingesetzt wurden. Alles in allem hat das Einsetzen nur zehn Minuten gedauert.“

Und wieder heißt es: Warten,warten und nochmals warten

Bis zum Bluttest mussten Hannah und Jens wiederum zwei Wochen warten. In dieser Zeit sollte Hannah so leben, als wäre sie bereits schwanger, gesund essen, keinen Alkohol trinken, nicht rauchen und ausreichend schlafen. „Ich war der festen Überzeugung, dass es wieder nicht geklappt hat, als ich um 11.00 Uhr in der Klinik anrief, um das Ergebnis vom Bluttest zu erfragen. Ich habe nichts, rein gar nichts gespürt und deshalb wieder nur schnell von Arbeit aus angerufen. Dementsprechend hat mich die Antwort, dass ich schwanger bin, komplett umgehauen. Ich habe ewig in unserem Meetingraum gesessen und einfach nur geheult.“

Jens erzählt, wie es weiter ging: „Eine Woche später wurde ein weiterer Bluttest gemacht, noch eine Woche später ein Ultraschall. Dabei erfuhren wir, dass sich nur eine der beiden Eizellen eingenistet hat und dass es keine Zwillinge werden. Erst ab diesem Zeitpunkt ist die Schwangerschaft für uns real geworden und wir haben begonnen, uns wie werdende Eltern zu fühlen.“ „Noch einmal würde ich mir diese Prozedur nicht antun.“, schließt Hannah den Bericht ab. „Die emotionale Belastung war einfach zu enorm. Drei Eizellen sind ja noch eingefroren, so dass wir uns später überlegen können, ob wir ein zweites Kind möchten.“

Hannah und Jens sind sichtlich erschöpft und versuchen, sich nicht anmerken zu lassen, wie sie die Erinnerungen noch immer aufwühlen. Wir bedanken uns, dass wir dieses offene Gespräch führen durften und wünschen den beiden alles Gute für die Zukunft!

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