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„Am Kind liegt es nicht, dass hier nix klappt!“

Eine Geburt ist eine Ausnahmesituation. Vor allem natürlich für die werdende Mutter. Aber auch für den Vater, das Kind und natürlich das Krankenhauspersonal. Wobei: Sind Mütter, die Wehenschmerzen aushalten müssen, für Ärzte, Hebammen und Krankenschwestern nicht eher Arbeitsalltag? Unsere Autorin fragt sich, ob man von ihnen ein klein wenig mehr Feingefühl erwarten darf.

Die Geburt meines ersten Kindes war nicht leicht. Gut, ich hatte zu dem Zeitpunkt natürlich noch keinen Vergleich. Aber um Ihnen eine Vorstellung zu vermitteln: Die Austreibungsphase, also die Zeit zwischen kompletter Öffnung des Muttermundes und vollständiger Geburt des Kindes, dauert bei Erstgebärenden im Schnitt 30 bis 40 Minuten. Bei mir waren es 4 Stunden.

„Hallo, ich kümmere mich ab jetzt um Sie!“

Natürlich waren wir schon lange vorher im Krankenhaus. Wie viele Stunden genau, weiß ich gar nicht mehr. 12 werden es mindestens gewesen sein. In dieser Zeit stellten sich uns 4 Ärzte vor. Ab dem zweiten beteuerte jeder, dass er nun sicher bis zum Ende der Geburt bei uns bleiben würde. Aufgrund von Schichtwechseln und anderen Notfällen war dem aber dann doch nicht so. Schon am nächsten Tag hätte ich keinen der 4 mehr wiedererkennen können (geschweige denn mir ihren Namen merken). In Erinnerung geblieben sind mir nur die Situationen, in denen ich das Gefühl hatte, etwas falsch zu machen. Wie ich darauf komme? Nun, weil es mir so gesagt wurde.

Um meinem Mann etwas zu tun zu geben (und weil ich wirklich Durst hatte) schickte ich ihn Cola holen. Die trank ich auf Ex– Kinderkriegen macht durstig. Etwa eine Stunde später verkündigte die gerade mit mir beschäftigte Ärztin, dass nun gleich die Saugglocke käme. Es sei denn, wir würden es noch einmal mit viel Druck von außen probieren. Da ich große Panik vor der Saugglocke hatte, ließ ich sie drücken. Ihr ganzes Gewicht legte sie auf meinen Oberbauch. „Mir wird schlecht“, sagte ich. Erst leise. Dann lauter: „Ich muss mich gleich übergeben!“ Sie drückte weiter. Ich übergab mich. Sie drückte noch weiter. Ich übergab mich erneut. „Ja, das kommt davon, wenn man Cola trinkt“, kommentierte sie genervt.

Mir war zum Heulen zumute. Ich wollte pöbeln: „DAS KOMMT DAVON, DASS SIE MIR AUF DEM BAUCH RUMSPRINGEN UND NICHT AUFHÖREN, WENN ICH DARUM BITTE!“ Aber dazu fehlte mir die Kraft. Als auch das Drücken nicht half, schaute sie mich ernst an und sagte: „Ihr Kind will raus. An ihm liegt es nicht, dass hier nix klappt. Sie müssen schon mitmachen!“ Da flossen bei mir dann wirklich die Tränen. Ich gab doch bereits seit Stunden mein Bestes!

Ende gut, alles gut. Aber nicht nochmal!

Glücklicherweise ist all das ja vergessen, sobald man das Kind in den Armen hält. Und dennoch: Zweieinhalb Jahre später, als Kind Nummer Zwei unterwegs war, entschieden wir uns für eine kleinere Geburtsklinik. Mehr Persönlichkeit, weniger Personalwechsel. „Hallo, ich bin deine Hebamme, und ich bleibe bei dir, bis dein Kind auf der Welt ist!“, wurde ich bei der Einlieferung freundlich begrüßt. „Großartig!“, dachte ich. „Eine Hebammenprüfung!“, erklärte mir später meine Freundin, die selbst Hebamme ist: „Wenn dir eine Hebamme DAS verspricht, dann KANN es nur ihre Prüfung gewesen sein. Nur bei der Prüfung müssen sie auf jeden Fall bis zum Ende bleiben.“ Nun erklärte sich mir auch, warum immer wieder eine zweite, ältere Hebamme nach uns sah und meine betreuende Hebamme fragte, wie es denn so liefe.

Nun, ganz so super lief es nicht. Bei Fragen, die ich hatte, musste die Hebamme oft den Raum verlassen und Jemand anderen um seine Meinung bitte. Ein Zugang, der mir gelegt wurde, war undicht. Aber hey, alles halb so wild. Dachte ich. Dann kam die Anästhesistin.

Es gibt für alles ein erstes Mal. Auch für Anästhesisten

Bei der Anästhesistin wurde mir zumindest direkt ehrlich gesagt, dass sie das Ganze noch nicht so lange macht. Deshalb musste auch ein erfahrener Arzt ihr auf die Finger schauen. Die Arbeit, die hinter meinem Rücken stattfand, kommentierte er mit Sätzen wie diesen:

  1. „So, jetzt ist hier GAR nichts mehr steril.“
  2. „Das müssen wir alles nochmal machen!“
    Und mein persönliches Highlight:
  3. „Und jetzt denken Sie mal in Ruhe darüber nach, warum die Patientin noch nichts von dem Schmerzmittel spürt.“

Hallo??? In Ruhe nachdenken?? Ich wollte, dass die PDA endlich wirkt – und nicht, dass Jemand ein Ratespiel daraus macht, wieso sie es NICHT tut.

Mit ein wenig Hilfe und unterstützenden Händen klappte es dann doch noch. Und irgendwie wurde auch aus dieser Krankenhaus-Erfahrung im Nachhinein eine lustige Anekdote. Mehr sogar: Über das meiste konnten mein Mann und ich schon im Kreißsaal selbst lachen. Vielleicht, weil man beim zweiten Kind einfach entspannter wird. Vielleicht, weil die Situationen wirklich Sketch-reif waren. Vielleicht aber auch, weil uns in Wahrheit bewusst ist, dass Ärzte, Hebammen, Anästhesisten und Krankenschwestern auch alle nur Menschen sind. Die Dinge lernen müssen, die Fehler machen, und die auch einmal einen schlechten Tag und Stress auf der Arbeit haben.

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